Nervös sei er noch am Morgen gewesen, verrät der 23-Jährige später. Doch die Veranstaltung, bei der er schon zwei Mal zuvor gestartet war, liebt er und er hatte sich fest vorgenommen, nicht mit der „Brechstange“ ans Werk zu gehen. „Es ist hier atmosphärisch großartig. Das Publikum steht voll hinter dir und es ist einfach sehr motivierend, hier zu springen“, schwärmt er. Die anfängliche Nervosität verfliegt sichtlich schnell und Falk Wendrich nimmt eine Höhe nach der anderen glatt im ersten Anlauf. Einstieg mit 2,07 Meter, dann 2,10 Meter, 2,13 Meter und 2,16 Meter. Dann lässt er, mittlerweile nur noch allein im Wettbewerb, 2,21 Meter auflegen: Persönliche Hallenbestleistung. Sechs Jahre zuvor war er an gleicher Stelle über 2,20 Meter gesprungen. Und auch diese Höhe meistert der Soester auf Anhieb.
Kaum zu glauben, dass das wirklich der Start in eine Hallensaison ist, die Wendrich und seine Heim- und Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen im Vorfeld als Experiment deklariert haben. Experiment deshalb, weil der Athlet erst vor einigen Wochen im Trainingslager in Südafrika seinen Absprung verlegt hat und seitdem fast einen halben Meter weiter von der Latte entfernt abspringt. „Man muss sich das so vorstellen, als habe man sein Betriebssystem gewechselt. Aber bei Höhen ab 2,30 Meter ist dieser Abstand einfach notwendig“, erklärt der LAZ Athlet diesen für ihn sehr schwierigen Weg, steckt damit aber auch gleichzeitig seine mittel- und langfristigen Ziele ab. Die 2,21 Meter sind an diesem Tag noch nicht das Ende. Die ersten beiden Versuche über die Höhe von 2,24 Meter scheitern. Doch im dritten Anlauf bleibt die Latte liegen. Die Halle in Clarholz tobt. Wendrich hat den besten Saisoneinstieg seiner Karriere perfekt gemacht. Seit seinem Freiluftauftakt im Mai des vergangenen Jahres in Garbsen stand dieser noch bei 2,23 Meter. Der Wettkampf damals bedeutete für ihn gleichzeitig auch das Saisonende, da eine Fußverletzung (Faszienteilanriss an der Plantarsehne) zu einer mehrmonatigen Pause zwang. Dem weiteren Verlauf der Hallensaison sieht Wendrich optimistisch entgegen. „Das Grobe stimmt. Die Maximalkraft ist sehr gut. Die Schnellkraft muss noch etwas optimiert werden. Auf jeden Fall war das heute noch nicht der Höhepunkt. Ich bin mir sicher, da passiert noch Einiges“. Und eine weitere wertvolle Erkenntnis nimmt der Soester Höhenjäger auch aus dem Wettkampf mit: „ Ich kann mich auf meine Leichtigkeit verlassen“. hab
Quelle: Soester Anzeiger