Im Finale der 4x100-Meter-Staffel hat die Soesterin gestern Nachmittag den Staffelstab verloren, das deutsche Team kam nicht ins Ziel.„Es tut mir so leid für unsere Staffel, wir lagen schließlich richtig gut im Rennen“, sagte die 18-Jährige, die an Position drei des deutschen Quartetts laufen sollte. Dazu kam es jedoch nicht. Ausgerechnet der schon so oft trainierte Wechsel von Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen) auf Lückenkemper klappte nicht, sodass Lückenkemper das Rennen abbrechen musste. Zuvor war die deutsche Mannschaft klar auf Medaillenkurs. Am Vormittag war das Team mit der schnellsten Vorlaufzeit (44,61 Sekunden) sicher ins Finale gestürmt und hatte dabei einen Vorsprung von 25 Hundertstel Sekunden auf die späteren Europameister aus Großbritannien. Und auch im Finale lag Deutschland zunächst in Führung, dann jedoch lies die ärgerliche Wechsel-Panne alle Medaillen-Träume platzen.
Bestes Mittel gegen die Enttäuschung dürfte da die Goldmedaille sein, die Lückenkemper am Samstagabend in einem eindrucksvollen 200 Meter-Finale gewonnen hatte. Nach ihrem schnellen Vorlauf am Freitag (23,04 Sekunden) und dem noch schnelleren Halbfinale am Samstagvormittag (22,85 Sekunden) hatte sie sich im Endlauf noch einmal um eine kleine Sprint-Welt gesteigert und war bereits nach 22,41 Sekunden im Ziel.
"Ich war wie im Rausch unterwegs"
Eine Fabel-Zeit, die nur aufgrund des kräftigen Rückenwinds von 2,6 Metern/Sekunde – erlaubt wären zwei Meter/Sekunde – nicht in den internationalen Bestenlisten auftauchen wird. Trotzdem war Lückenkemper deutlich schneller als die Britin Shannon Hylton (22,73 Sekunden) auf Platz zwei. „Wir kamen gleichauf aus der Kurve, und dann habe ich mir gedacht: Nee, du nicht. Heute nicht“, beschrieb Lückenkemper ihren Gold-Lauf vor den Journalisten in der Mixed-Zone. „Hinten raus ist schon immer meine Stärke gewesen und ich glaube, das habe ich gut zeigen können – ich war wie im Rausch unterwegs“. Die Soesterin ist damit seit der Dortmunderin Sina Schileke im Jahr 1999 die erste Deutsche, die im 200 Meter-Sprint wieder U20-Europameisterin wurde. Und nach dem starken EM-Auftritt deutet Vieles darauf hin, dass die EM in Schweden nicht Lückenkempers letzte internationale Meisterschaft in diesem Jahr gewesen sein wird. Ihre Ambitionen auf einen Platz im Nationalteam für die Weltmeisterschaft der Erwachsenen in Peking (22. bis 30. August) sind mit dem Wochenende gewiss nicht kleiner geworden. mo
Quelle: Soester Anzeiger