„Es ist schön, selbst entscheiden zu können, wann man einen Schlussstrich zieht“, so Voß. Die Belastung aus intensivem Mehrkampftraining und Job sei nicht auf Dauer aufrechtzuerhalten. Und sie stellt auch klar: Komplett mit der Leichtathletik aufhören will sie noch nicht. „Ich möchte nicht ausschließen, dass ich im Winter nochmal einen Fünfkampf mache“, sagt sie. Im kommenden Jahr will sie sich dann aber auf die Einzeldisziplinen konzentrieren. Im Kopf hat die frühere Hochspringerin etwa die 400 Meter Hürden.
Zum Abschluss ihrer Siebenkampf-Laufbahn, in der sie über Jahre in der nationalen Spitze mitmischte, präsentierte sich Voß noch einmal in Topform. Bereits zum Auftakt in den zweitägigen Wettkampf stürmte sie bei kräftigem Gegenwind von 1,6 Metern pro Sekunde in starken 14,46 Sekunden über die 100 Meter lange Hürdenstrecke. Dabei blieb sie trotz der ungünstigen Windverhältnisse nur sechs Hundertstelsekunden über ihrer persönlichen Bestleistung. „Da habe ich schon gemerkt: Vielleicht geht an diesem Wochenende doch noch was“, so Voß. Eigentlich war sie schon vor der DM mit ihrer Saison mehr als zufrieden, hatte beim Mehrkampfmeeting in Ratingen eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt und zuletzt bei der Englischen Meisterschaft die Bronzemedaille gewonnen. Doch in Hannover lief es auch in der zweiten Disziplin gut. Nachdem ihr zuletzt alte Beschwerden in der Patellasehne wieder zu Schaffen gemacht hatten, ging sie mit äußerst gedämpften Erwartungen in den Hochsprung-Wettbewerb. Hier schien das Knie jedoch kein Hindernis zu sein. Mit übersprungenen 1,77 Metern lieferte sie die besten Hochsprung-Leistung ab, die ihr je in einem Siebenkampf gelang.
Im anschließenden Kugelstoßen musste sie wegen der Beschwerden im Knie kurzfristig die Technik vom sogenannten Angleiten auf den Wechselschritt umstellen, um das rechte Knie etwas zu schonen. Dabei profitierte sie davon, dass sie diese Technik bereits im vergangenen Winter intensiver trainiert hatte. Nach Kugelstoßen und 200 Meter-Sprint beendete Voß den ersten Wettkampftag als Zweitplatzierte. Und genau hier knüpfte sie auch am zweiten Wettkampftag an. Spätestens als ihr im Weitsprung seit langem wieder ein Mehrkampfsprung mit einer Weite jenseits der Sechs-Meter-Marke (6,04 Meter) gelang, war klar: Der Vizetitel ist in greifbarer Nähe. Vor dem abschließenden 800 Meter-Rennen hatte Voß auf die Drittplatzierte Lena Grimm (LG Staufen) einen Vorsprung von knapp 100 Punkten, die Erstplatzierte Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) war gut 400 Punkte entfernt. Voß lief ihr eigenes Rennen und in 2:17,60 Minuten als Erste ins Ziel. Zu den erhofften 5600 Zählern fehlten ihr am Ende zwar vier Punkte. „Mit den 5596 Punkten kann ich aber auch sehr gut leben“, sagte Voß nach dem letzten und besten Siebenkampf ihres Lebens. mo
Hier gibt es die komplette Ergebnisliste.
Ergebnisse: 100 Meter Hürden: 14,46 Sekunden (914 Punkte), Hochsprung: 1,77 Meter (941 Punkte), Kugelstoßen: 11,47 Meter (626 Punkte), 200 Meter: 25,84 Sekunden (811 Punkte), Weitsprung: 6,04 Meter (862 Punkte), Speerwurf: 35,77 Meter (586 Punkte), 800 Meter: 2:17,60 Minuten (856 Punkte).
Quelle: Soester Anzeiger
